- Katharina Butsch
- 18. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Soft Flasks: Wasser mit einem Hauch Kunststoffgeschmack
Wer schon einmal neue Soft Flasks verwendet hat, kennt es sicher: Obwohl man die Flaschen wieder und wieder ausspült, schmecken Wasser und selbst aromatisierte Getränke daraus oft intensiv nach Plastik. Bei meinen zuletzt gekauften Flasks war der Geschmack sogar so intensiv, dass ich lieber nichts getrunken habe, als das, was ich in den Flasks dabei hatte. Vor die Wahl gestellt, ob ich die Flaschen wegschmeißen will, oder mich mit dem Problem mal systematisch beschäftige, habe ich mich für letzteres entschieden. Falls du ein ähnliches Problem hast, kommt hier eine Zusammenfassung davon, was ich gelernt habe und wie ich meine Soft Flasks doch noch “retten” konnte.
Was schmeckt denn da?
Soft Flasks bestehen, je nach Hersteller, überwiegend aus thermoplastischen Polyurethanen (TPU) - dabei handelt es sich um eine ganze Gruppe verschiedener Polymere, die sehr haltbar und gleichzeitig elastisch sind. Wegen ihrer Struktur sind TPU aber auch recht gut durchlässig für kleine, leichtflüchtige Moleküle - und die riechen oder schmecken. Hochwertigere Trinkflaschen oder -blasen bestehen daher aus Mehrschichtsystemen, bei denen das TPU innen zB mit Polyethylen beschichtet ist, was geruchs- und geschmacksneutral ist.
Dennoch können neue Soft Flasks stark “nach Plastik” schmecken. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich eine Vielzahl chemischer Verbindungen aus solchen Trinksystemen in Wasser lösen können. [1] Diese Rückstände aus dem Produktionsprozess können Lösungsmittel oder Additive sein, unvollständig polymerisierte Ausgangsstoffe oder Nebenprodukte.
Ist das gesundheitsbedenklich?
Geruchs- und Geschmacksveränderungen bei Lebensmitteln durch Kunststoffe deuten immer darauf hin, dass chemische Verbindungen ins Lebensmittel gelangt sind. Wie viel von diesen Substanzen übergetreten ist und ob diese ein Gesundheitsrisiko darstellen, lässt sich an den Veränderungen aber nicht abschätzen. Manche Substanzen riechen oder schmecken gar nicht, andere sehr stark. Und nicht alle Substanzen, die ungesund sind, verändern den Geruch und Geschmack.
Grundsätzlich sind Kunststoffe, die für Trinkflaschen zugelassen sind “lebensmittelecht”. Laut Gesetz dürfen sie nur aus zugelassenen Substanzen hergestellt werden, keine gesundheitsgefährdenden Stoffe in schädlichen Mengen abgeben und den Geruch oder Geschmack von Lebensmitteln nicht in unzumutbarem Maß verändern. Gute Softflasks sind daher frei von Bisphenol A, Phthalaten und PVC, bei denen negative Auswirkungen auf den Körper nachgewiesen sind. Viele andere Substanzen, die sich aus Plastik herauslösen können, besonders Nebenprodukte, sind aber schlecht oder gar nicht untersucht. Forschungsergebnisse sind nicht immer eindeutig. Es gibt Untersuchungen, die nahe legen, dass chemische Moleküle, die sich aus diesen Materialien herauslösen ungesund sein können [1], andere finden nur in bestimmten Experimenten Effekte auf die Gesundheit und sehen weiteren Forschungsbedarf [2].
Obwohl also keine seriöse Risikoabschätzung für die meisten chemischen Verbindungen möglich ist und sich deren als unbedenklich geltenden Grenzwerte zukünftig durchaus verändern können, darf man annehmen, dass sie nicht unbedingt eine Bereicherung für die Ernährung darstellen. Insbesondere, wenn Geschmack und Geruch so stark empfunden werden, dass man die Getränke aus den Verpackungen lieber gar nicht erst zu sich nehmen möchte, lohnt es sich, etwas dagegen zu unternehmen.
Tipps zur Reinigung vor der ersten Nutzung
Organische Geruchsmoleküle, die bei der Herstellung von Plastik entstehen und für Geruch und Geschmack verantwortlich sind, sind größtenteils Alkohole, Aldehyde oder Siloxane. Sie lassen sich durch eine Behandlung mit einer leicht basischen Lösung neutralisieren:
Mische dazu
1 L warmes Wasser
1 EL Backpulver / Natron
Lege die Soft Flask darin über Nacht ein und spüle die Flasche gründlich aus, bevor du sie benutzt.
Was du vermeiden solltest:
Verwende kein zu heißes oder sogar kochendes Wasser! TPUs verändern bei Hitze ihre Struktur und können so in Zukunft schlechter zu reinigen sein.
Lass die Lösung nicht zu kurz einwirken. Organische Moleküle sind nicht gut wasserlöslich und eine längere Einwirkdauer macht es möglich, dass die Lösung besser ins Material hinein wirkt.
Theoretisch kann man das Laugenbad auch mit Soda ansetzen, der pH-Wert ist dann aber deutlich alkalischer. TPUs sind empfindlich gegenüber starken Laugen. Sowohl die Materialoberfläche, als auch die Schweißnähte können angegriffen werden. Daher bleibt man besser mit Backpulver / Natron auf der sicheren Seite.
Verwende keine aggressiven Reiniger oder Desinfektionsmittel. Sie können das Material angreifen, was dann ggf. Geruch oder Geschmack sogar noch verschlimmern kann.
Und ein Bonus-Tipp für die Nutzung deiner Soft Flasks, wenn der anfängliche Geruch und Geschmack verschwunden ist: Lagere sie nicht zusammen mit anderen Gegenständen, die stark riechen. Weil TPUs für kleine Moleküle durchlässig sind, können sie auch leicht Gerüche aus der Umgebung aufnehmen.
Literatur:
[1] Stevens et al. (2024): Migration of endocrine and metabolism disrupting chemicals from plastic food packaging. DOI: 10.1016/j.envint.2024.108791.
[2] Varalda et al. (2024): Risk assessment of food contact materials.